Man könnte es sich sehr einfach machen und sagen: Die beiden Ölkrisen sind schuld. Sie haben 2 Mal eine massive Inflation ausgelöst und die Wirtschaft jeweils in eine Rezession geschickt. Daran ist nichts falsch, aber die Realität zeigt ein komplexeres Bild mit mehr Einflussfaktoren. Faktoren, die sich überlagern und in Wechselwirkung stehen.
Mit den beiden Ölkrisen ist der Ölpreis als großer Inflationstreiber schnell gefunden. Ein No-Brainer. Der 2. Inflationstreiber war ein strukturell sehr hohes Lohnwachstum. Die Steigerungsraten der durchschnittlichen Stundenlöhne waren in den 70ern deutlich höher, auch vor den beiden Ölkrisen. Es war einfach alles auf einem viel höherem Level: Wirtschaftswachstum, Lohnwachstum, Inflation, Leitzins, Anleiherenditen. Einfach das komplette Inflationspaket. Die Ölpreisschocks haben die Inflation und damit das Lohnwachstum weiter beschleunigt. Die typischen Zweitrundeneffekte und haben die Preis-Lohn-Spirale noch weiter angeheizt. Damit man die Unterschiede zwischen den Epochen besser sieht, sind die Kennzahlen oben und unten maßstabsgetreu abgebildet.
Das Problem vom damaligen FED-Chef Paul Volcker ist damit sofort sichtbar. Er musste die Wirtschaft runterfahren, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die beiden Ölkrisen haben das vorhandene Problem struktureller Inflation nur weiter angefacht. Als die Wirtschaft nach der ersten Ölkrise in den Rezession abdriftete, hat die FED trotz immernoch erhöhter Inflation die Zinsen gesenkt. Hatte die FED eine Wahl? Ich vermute nicht. Ähnliches könnte uns auch im aktuellen Zyklus passieren. Die Inflation ist immernoch hoch und es droht eine Rezession. Was also tun? Zinsen weiter hoch? Zinsen unverändert hoch lassen? Zinsen runter? Ich denke in einer solchen Konstellation geht Systemstabilität (Geldversorgung, Vermeidung von Massenarbeitlosigkeit) eindeutig vor ein paar Prozent Inflation. Wir sehen aktuell die Vorläufer einer Rezession. Die Kreditvergabe wir deutlich restriktiver, was zwangsläufig Wachstum kosten wird.
Zur Geldpolitik gehört neben den Zinserhöhungen auch damals schon die Steuerung der Geldmenge. Auch hier ein direkter Vergleich:
Was haben die Aktien gemacht? Im Umfeld sehr hoher Zinsen damals und entsprechend hoher Anleiherenditen, hatten es Aktien sehr schwer während die Niedrigzinsphase seit der Finanzkrise entsprechend gut für Aktien waren.
Hab ich daraus jetzt irgendwelche Erkenntnisse gewonnen wie es besser geht? Naja, nicht wirklich. Die Situation ist damals wie heute schwierig in jeder Hinsicht. Die Notenbanken werden damals wie heute der Systemstabilität Prio1 geben, egal ob die Inflation in dem Moment bei 5% oder 6% oder 7% ist. Ich erwarte das Wahrscheinliche. Für die Zukunft wäre es aber wünschenswert, wenn die FED den Mut für eine konsequentere Geldpolitik hat und nicht nur die 2 Extreme kennt, einerseits jahrelange Nullzinspolitik, erst langes Zögern und dann andererseits eine panikartige Reaktion wie im aktuellen Zinserhöhungszyklus. 2-3% Zinsniveau sollte die Wirtschaft in normalen Zeiten doch aushalten. Mehr in der Mitte und weniger am Rand agieren.
Herzlichen Glückwunsch, deine Idee wurde in unsere Editor's Picks aufgenommen🚀
cybershredder
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@vic_wgn, vielen Dank!
KryptoAnalyse0816
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Ich sehe die zweite Inflationswelle schon kommen. Den Zentralbanken sind die Hände gebunden aber die Inflation ist noch weit weg vom 2% Ziel. Was ist deine Meinung dazu? Was in Form eines Mosaiks interessant ist, wie sich zum dem Zeitpunkt Gold verhalten hat, 1976 war einer der besten Einstiege für Gold und da war die erste Phase der Inflation beendet. Wie verhält sich Gold heute? Plateau wie 2007.
cybershredder
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@KryptoAnalyse0816, DIe aktuelle Inflation ist zäh, aber derzeit gibts keine Anhaltspunkte für eine 2. Inflationswelle. Die 2.Welle damals kam durch die 2. Ölkrise. Das darf man nicht ganz vergessen. Durch die aktuelle Bankenkrise wird das Kreditgeschäft massiv zurückgefahren, was zwangsläufig Wachstum kostet und aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Inflation runterziehen müsste. Woran genau machst du die 2. Welle fest?
KryptoAnalyse0816
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@cybershredder, Einerseits dass die Inflation sich gut auf dem Niveau hält und dass die Notenbanken nichts tun können außer die Zinsen auf dem Niveau zu halten. Die Notenbanken werden ab jetzt zögern weiter zu erhöhen. Wenn es nicht reicht, gibts nen zweiten Versuch meiner Meinung nach. Aber ich gebe dir schon recht, das Kreditgeschäfte dämpft die Nachfrage.
paufel
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Uff. Kompliziert.
Zunächst: Ich denke die Inflation hatte damals auch mit dem Bretton Woods Ende und lang angehaeuften Schulden zu tun. Sprich, die Ursachen lagen teils schon weiter in der Vergangenheit.
Und: Bei 1980 und 1976 sind die Zinsbeschriftungen vertauscht.
Mein Kernpunkt: vllt sind nicht 2011 und 1972 parallel, sondern 2022 und 1974/75. Ergo: Sehen wir nochmal eine zweite groessere Inflationswelle wie 1980? Anders gesagt: ist die 2022er Ölkrise analog zur 1974er?
Danke für die Mühe.
Ich glaube, man könnte noch mehr aus den Daten holen, ist aber sehr komplex hier, ich glaube man darf sich nicht von zu vielen Charts verwirren lassen, sondern immer fragen, warum setze ich welche x abschenabschnitte parallell
@paufel, ja ein Zahlendreher ist drin. Hab beim Beschriften der Kurven die 2 Jahreszahlen vertauscht. Beim anderen Punkt stimmt ich auch zu. Man kann aus den Daten bestimmt noch mehr rausholen. Kein Anspruch auf Vollständigeit. Für mich besteht der Mehrwert aber nicht darin nur zu sagen, dass irgendwo Mehrwert liegen geblieben ist, sondern den Mehrwert zu zeigen inkl. Charts. Dann haben alle was davon und wir nehmen dich nicht immer "nur" als Kommentator wahr. Bist herzlich eingeladen alles zu zeigen, was ich nicht bedacht habe.
paufel
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@cybershredder, meine Absicht war nicht dich zu kränken oder irgendwas schlecht zu machen, sondern argumentativ konstruktive Kritik beizutragen. Ich bedaure es, wenn das anders ankam.
cybershredder
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@paufel, OMG nein....hast mich nicht gekränkt. Ich würde schon gern bei den Inhalten bleiben. Mein Punkt ist: zeig doch einfach mal was du genau meinst. Welche Schulden? Staatsschulden? Was soll damit gezeigt werden? In welchem Kontext? Das ist ein komplexes Thema und manchmal darfs ein bisschen mehr sein als nur Schlagworte reinzurufen. Du fandest deinen Kommentar konstruktiv und ich konnte damit aber nix anfangen. So verschieden ist manchmal die Wahrnehmung. Du kommentierst ja meine Beiträge sehr fleißig. Danke dafür. Und jetzt hab ich einfach mal dein Feedback gefeedbackt:-)