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Die Anleger trauen der Deutschen Bank nicht, auch TUI wird kritisch beäugt, Plug Power gilt schon fast als hoffnungslos und Steinhoff ist noch einen Schritt weiter

Es gibt an der Börse so einige Indikatoren, die gerne für die zu erwartende Performance einer Aktie herangezogen werden. Dazu gehören Fundamentaldaten, die Charttechnik und die Lage an der Nachrichtenfront. Es zeigt sich aber immer wieder, dass solche Faktoren auch schnell mal in den Hintergrund rücken können, wenn es an etwas Entscheidendem fehlt: Vertrauen.

Denn letzten Endes werden die Kurse stets von den Anlegerinnen und Anlegern gemacht. Schätzen jene eine Aktie als nicht lohnenswert ein, helfen selbst gute Zahlen und ein freundlicher Ausblick wenig weiter. Eben das lässt sich nun schon seit einer Weile bei der Deutschen Bank DBK beobachten. Dank höherer Zinsen und eines erfolgreichen Umbaus verdient das Geldhaus wieder deutlich mehr Geld. Zudem blieb es von der kleinen Bankenkrise im März vollkommen unberührt.

Dennoch krebst die Aktie weiter unterhalb der 10-Euro-Marke vor sich hin, die auch in dieser Woche wieder nicht überschritten werden konnte. Mit leichten Zugewinnen ging es am Freitag zwar bis auf 9,78 Euro aufwärts. Verglichen mit Jahresbeginn bleibt aber ein Minus von 10,6 Prozent bestehen. Die Aktie gilt als günstig bewertet und nüchtern betrachtet bietet sie sogar handfeste Chancen. Das nützt aber nicht viel, solange die Börsianer dem Titel misstrauen.

TUI: Kann das gutgehen?

Ähnlich gestaltet sich die Ausgangslage für TUI TUI1. Der Reiseveranstalter hat zuletzt Staatschulden zurückgezahlt und das Management blickt optimistisch auf einen Reisesommer, der endlich nicht mehr von der Corona-Pandemie bestimmt sein wird. Dennoch notiert die TUI-Aktie mit 6,08 Euro unweit entfernt der letzten Tiefststände und sogar noch gute 25 Prozent tiefer als beim Corona-Tief im Frühjahr 2020.

Zum Teil lässt sich das mit Kapitalerhöhungen erklären, welche den Kurs verwässert haben. Darüber hinaus besteht aber auch große Skepsis daran, ob TUI wirklich wieder in die Spur kommen kann. Höhere Buchungszahlen sind das eine, wie es um Kosten und die letztendliche Marge bestellt sein wird, ist aber noch einmal eine ganz andere Frage. An den Märkten zweifeln viele recht offen daran, dass TUI in diesem Jahr noch mit positiven Überraschungen punkten können wird.

Plug Power schafft keinen Ausbruch

Bei Plug Power PLUG haben die Anteilseigner ebenfalls viele gute Gründe, um sich mit ihrer Euphorie dezent zurückzuhalten. Das Wasserstoffunternehmen hat in der Vergangenheit viel versprochen, bisher aber wenig davon eingehalten. Die jüngsten Zahlen waren mal wieder eine Enttäuschung und da stellt sich ernsthaft die Frage, ob das fraglos vorhandene Potenzial jemals ausgenutzt werden kann oder es sich bei dem Unternehmen nicht doch nur um eine Geldverbrennungsmaschine handelt.

Die Zweifel wurden in den letzten Monaten immer größer und trotz einer etwas freundlicheren Woche mit Kursgewinnen von nicht ganz fünf Prozent bleibt die Plug Power-Aktie im Kurskeller gefangen. Gerade einmal 7,30 Euro stehen zum Wochenende auf der Anzeigetafel und damit fast 40 Prozent weniger als zu Jahresbeginn. Dass es immerhin keine neuen Abstürze zu sehen gab, ist ein schwacher Trost. Ein Ausbruch nach oben scheint dem Papier ebenfalls verwehrt zu bleiben.

Abgesang auf Steinhoff?

Übertroffen werden all solche Zweifel wohl nur noch von Steinhoff SSNH, wo viele schon längst endgültig das Handtuch geworfen haben. Der Möbelhändler versucht derzeit, sich mit Gewalt vor der Insolvenz zu retten, die per Ende Juni eintreten dürfte. Ein WHOA-Verfahren nach niederländischem Recht wird dazu derzeit angestrengt, in dessen Rahmen wieder einmal über eine mögliche Lösung abgestimmt wird. Noch bis 24. Mai läuft diese Abstimmung.

Die Anleger wählen dabei zwischen Pest und Cholera. Bei Zustimmung werden rund 80 Prozent des Unternehmens an die Gläubiger übertragen. Die lassen Steinhoff im Gegenzug etwas mehr Zeit beim Rückzahlen von Schulden. Auf den Verzicht von Schulden oder auch nur die Senkung der brutalen Zinssätze wird aber nicht gedacht. Die Anteilseigner würden mit ein paar Krümeln und einem noch immer gigantischen Schuldenberg dastehen. Die Alternative ist die Insolvenz. Was am Ende passieren wird, bleibt offen. Das Gericht hat dabei im Zweifel auch noch ein Wörtchen mitzureden. Die Aussichten sind aber mehr als düster und der Totalverlust nicht unwahrscheinlich. Entsprechend ist die Steinhoff-Aktie schon jetzt nahezu wertlos mit einem Kurs von 0,011 Euro per Handelsschluss am Freitag.

Verstecken sich hier Chancen?

Eine Vertrauenskrise ist für jede Aktie eine schmerzhafte Angelegenheit, doch manch einer erkennt darin freilich auch eine Chance. Schließlich ist es stets denkbar, dass die Zweifel der Anleger übertrieben sind und damit ein großes Comeback nur eine Frage der Zeit sein könnte. Das klingt in der Theorie nett und bei Aktien wie jener der Deutschen Bank ist ein solches Szenario tatsächlich nicht an den Haaren herbeigezogen. Garantien auf einen guten Ausgang gibt es aber selbst in solchen Fällen nicht. Solange die Unternehmen nicht Vertrauen gewinnen können, bleibt die Lage an der Börse schwierig. Dummerweise handelt es sich bei Vertrauen um etwas, was man sehr viel leichter verlieren als gewinnen kann.

20.05.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler