DavidIusow

Aktien Prognose Q1 2020 – Die Lage ist fragil

XETR:DAX   DAX Index
 Aktien Prognose: Das Jahr 2019 war sowohl für EU- als auch US Aktien kein schlechtes. Sowohl der DAX als auch der S&P 500 Index (3.193,50 Pkt 0,13 %) Index haben fast 30 % an Aufwertung verzeichnet. Und diese Aufwertung fand in einer Zeit statt, in der die Rezessionsrisiken immer weiter zunahmen. Das macht deutlich, dass Notenbanken hier eine schützende Hand über dem Aktienmarkt hatten. In 2020 wird es darauf ankommen, wie stark schützend sich die Hand auf die Konjunktur ausgewirkt hat.

HANDELSSTREIT UND BREXIT GEBEN SICH DIE KLINKE IN DIE HAND

Die größten Risiken, die für den Aktienmarkt in 2019 bestanden, gingen von den Brexit-Debatten sowie dem Handelsstreit zwischen den USA und China aus. Erstmals wurde in 2019, gemäß den harten Konjunkturdaten klar, dass sich der Handelsstreit nicht nur auf China negativ auswirkt, sondern auch auf die EU und die USA. Rezessionsängste machten sich breit, insbesondere als die Zinskurven in den USA invertierten. Doch diesen Ängsten Raum zu lassen, wussten die Zentralbanken mal wieder zu verhindern. Sie senkten die Zinsen und gaben mehr Liquidität in den Markt.

Diese schützende Hand sorgte schließlich dafür, dass Aktien trotz der Risiken attraktiver wurden. Währenddessen gab es einen Aufschub der Brexit-Deadline sowie wurde ein erster, ernstzunehmender Deal zwischen den USA und China erzielt.

Doch Vorsicht: Notenbanken stützen mit ihren Maßnahmen, die auf Liquidität abzielen, insbesondere Vermögenswerte. Die Auswirkungen der oben genannten Risiken, schlagen in der Regel mit einem zeitlichen Versatz auf die Konjunkturdaten durch. Daher werden aller Wahrscheinlichkeit nach, die Konjunkturdaten im Jahr 2020 die Verluste oder Zugewinne an den Aktienmärkten bestimmen.

US AKTIEN BEREITS WIEDER ÜBERBEWERTET

In 2018 waren Aktien im Vergleich zu den erwarteten Konjunkturdaten leicht unterbewertet (S&P500). In 2019 stellt sich die Lage bereits anders da. Konjunkturdaten (BIP) haben sich verschlechtert, während Aktien gestiegen sind. Da für das Jahr 2020 kaum bessere Zugewinne beim Wirtschaftswachstum im Vergleich zum Jahr 2019 erwartet werden, gehen viele Analysten davon aus, dass zumindest in der ersten Hälfte des Jahres 2020, Daten über den Erwartungen den Aktienmarkt stützen dürften, während enttäuschende Daten dafür Sorge tragen würden, dass der Aktienmarkt seine Überbewertung abbaut.

Gemäß den Daten per 2019 und den Prognosen der Analysten sollte der Gewinn je Aktie für den S&P 500 Index rund um 165 USD notieren. In Verbindung mit einem Kursgewinn-Verhältnis von 18, stellt das einen fairen Wert von 3.000 Punkten dar. Das heisst, aktuell ist der Markt bereits überbewertet. Denn der tatsächliche Gewinn je Aktie liegt bei 132 und der S&P 500 Kurs bei knapp unter 3.200 Punkten, was auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 schließen lässt. Dies lässt gleichzeitig Raum nach unten oder limitiert zumindest das Upside-Potential in den ersten Quartalen des Jahres 2020, ohne dass die Wirtschaft einen starken Knick erleiden muss. Für das Jahr 2020 erwarten Analysten einen Gewinn je Aktie von 175 USD, was bedeuten würde, dass der faire Wert des S&P 500 Index, bei einem historisch fairen KGV von 18, in etwa bei 3.150 Punkten liegen müsste.

Ein negativer Impuls würde wahrscheinlich ausreichen, um die Überbewertung zum Abbau zu bringen. Dieser Impuls könnte eventuell von den Konjunkturdaten sowie den Quartals- und Jahresergebnissen ausgehen. Im dritten Quartal 2019 konnten die Unternehmen die Erwartungen der Analysten größtenteils übertreffen, doch das lag teilweise daran, dass Erwartungen sehr niedrig waren. Im Gesamtkontext und auf Jahresbasis könnten Daten eventuell mehr enttäuschen. Und wie bereits oben erwähnt, der Handelsstreit dürfte auch für das Jahr 2020 nicht gänzlich ohne Auswirkungen auf die Wirtschaft verlaufen.

S&P 500 INDEX CHARTTECHNISCHER AUSBLICK

Schauen wir auf den Chart, so wird auch hier eine gewisse Dehnung sichtbar ohne, dass man dafür spezielle Indikatoren nutzen muss. Nachdem in den letzten beiden Monaten immer wieder neue Allzeithochs erreicht wurden, gibt es nach oben hin, charttechnisch bedingt, kaum mehr relevante Ziele. Die Entfernung zu den gleitenden Durchschnitte (100-Tage und 200-Tage) deutet immer größeres Abwärtspotential an, wenn es mal zu einer Korrektur kommen sollte. Der gleitenden 200-Tage-Durchschnitt, der den Aufwärtstrend im Jahr 2019 immer wieder unterstützt hat, befindet sich gerade Mal vor 3.000 Punkten. Sollte sich eine durchaus wahrscheinliche Korrektur in absehbarer Zeit ereignen, könnte das erste Ziel bei Zirka 3.100 Punkten liegen, wo zum einen der gleitenden 100-Tage-Durchschnitt verläuft sowie die aufwärtsgerichtete Trendlinie, die im Oktober 2019 nach oben durchbrochen wurde.

EU AKTIEN DÜRFTEN ES NOCH SCHWERER HABEN

EU Aktien konnten sich im Windschatten des US Marktes im Jahr 2019 ebenfalls erholen. Der DAX (13.258,00 Pkt -0,22 %) DAX erreichte ein Plus in der Spitze von 28 %. Das letzte Allzeithoch hat er allerdings, anders als die Wall Street noch nicht geknackt. Es ist sowieso erstaunlich, dass der deutsche Leitindex von der Aufwertung in den USA und sicherlich auf Basis der Liquiditätsbereitstellung der EZB, so stark profitieren konnte, ist er doch noch viel anfälliger auf die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits und des Handelsstreits. Während in den USA eine Rezessionsgefahr nur durch gewisse Indikatoren signalisiert wurde, schrammte die deutsche Wirtschaft gerade mal so dran vorbei. Das lässt darauf schließen, dass die Lage hierzulande fragiler und anfälliger für Korrekturen zu sein scheint.

Dass der deutsche Aktienmarkt in den letzten Monaten ebenfalls profitieren konnte, liegt womöglich ebenso an der Tatsache, dass er im Jahr 2018 deutliche Einbussen erleiden musste. Während der US Markt seine größten Verluste erst zum Ende des Jahres 2018 verzeichnete, hielt sich der Abwärtstrend im DAX über das gesamte Jahr aufrecht. In diesem Zeitraum verlor der Index um 25 %. Sozusagen wurde die stärkere Unterbewertung von Investoren in 2019 genutzt, um ihr Portfolio, in Erwartung sich verbesserter Konjunkturlage und damit Gewinnwachstum, aufzustocken.

Ob deutsche Aktien allerdings auch in 2020 diese Erwartungen bestätigen, ist zumindest aus Sicht der BIP-Prognosen und den letzten Quartalsberichte noch fraglich. Daher werden auch für den DAX mit hoher Wahrscheinlichkeit Daten und Quartalsergebnisse im ersten Quartal 2020 wichtig werden Bis dahin dürfte der DAX weiterhin im Fahrwasser des US Marktes schwimmen, es sei denn die deutsche Konjunktur erholt sich deutlich und Erwartungen an das BIP Wachstum steigen ebenfalls mehr an, als zuvor.

In der Bewertung zeigt sich, dass der DAX im Vergleich zu seinem langfristig fairen KGV von 15 derezeit bereits fair bewertet ist. Das aktuelle KGV liegt bei knapp über 15. Für das kommende Jahr sehen Analysten allerdings bereits eine höhere Bewertung und erst in 2020 wieder ein Fallen auf 15. Unter den gegebenen Erwartungen der Unternehmen hinsichtlich der Gewinne, dürfte diese Annahmen wohl kaum auf einem höheren Kurs basieren, sondern auf niedrigeren Gewinnen.

DAX PROGNOSE CHARTTECHNISCH

Das Allzeithoch ist recht nahe dem aktuellen Stand. Die Frage ist, selbst wenn es auf neues Allzeithochs geht, wie wahrscheinlich ist ein steiler Anstieg danach? Da wir kaum charttechnische Anhaltspunkte dafür nach oben haben, ist es schwierig auf Basis der Charttechnik eine Prognose zu tätigen. Gemäß der fundamentalen Bewertung, dürften die Erwartungen nicht sehr hoch gesteckt sein, siehe erwartetes KGV für 2020. Nach unten hin wird der Index aktuell zwischen 13.100-13.200 gut unterstützt. Kann diese Kurszone nicht halten sowie setzt sich eine Korrektur durch, dürfte der gleitenden 100-Tage-Durchschnitt als erstes Ziel in Frage kommen. Aktuell verläuft er etwas über 12.800 Punkten. Setzt sich die Korrektur stärker durch, dann ist das Ansteuern des gleitenden 200-Tagedurchschnitts nicht auszuschließen.

FAZIT AKTIEN PROGNOSE Q1 2020

Fassen wir zusammen.

1. Sowohl für den S&P 500 als auch für den DAX werden Konjunkturdaten als auch Quartalsergebnisse in den ersten Monaten des Jahres wahrscheinlich wichtig werden.

2. Grund dafür sind die aufgebauten Erwartungen und die teilweise bereits erhöhten Bewertungen.

3. Positives Überraschungspotential besteht dabei mehr für den S&P 500 Index als für den DAX. Andererseits dürfte trotzdem das Upside-Potential begrenzt bleiben, weil die faire Bewertung des US Index für das Jahr 2020, im Vergleich zum Jahr 2019 kaum besser ins Gewicht fällt.

4. Anders im DAX. Hier sind Erwartungen an das kommenden Jahr deutlich schlechter. Zwar hat der Index aktuell eine faire Bewertung erreicht, doch diese soll gemäß den Prognosen deutlich ansteigen, was früher oder später eine starke Kursanpassung zur Folge haben könnte, wenn sich die Prognosen bewahrheiten.
Alles in einem dürften wir bei Aktien derzeit eine ausgereizte Situation vorfinden und ein Impuls fehlt, um diese Situation abzubauen.



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